Ein Gespräch mit LOREM (not Ipsum)

Seit ich mich mit schönen Heftli beschäftige ist LOREM (not Ipsum) der Händler meines Vertrauens. Bereits seit anfang gab es dort eine tolle Kollektion im Onlineshop, die über die Jahre auch immer mehr gewachsen ist. Michael Krautwasser hat sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu beantworten.

 

Infringe Magazine

Wie hat bei Euch die Heftli-Faszination angefangen?
LOREM ist ein Gemeinschaftsprojekt von Karin und mir. Ich habe Kommunikationsdesign in Hamburg studiert und bin seit sehr langer Zeit begeistert von gedrucktem aller Art. Karin führt eine kleine Agentur. Die Begeisterung für Magazine begleitete uns auch auf vielen Reisen, wo wir immer wieder über tolle Magazine gestolpert sind, die es bei uns in der Schweiz leider (noch) nicht zu kaufen gab.

Warum hast du dich entschieden, einen Onlineshop aufzubauen?
Die Idee entstand eigentlich recht spontan, eines Nachmittags im Sommer auf unserer Dachterrasse. Die Idee war es anfangs, all diese tollen Magazine, denen wir im Ausland entdeckt hatten, in die Schweiz zu bringen. Karin ist für das redaktionelle bei uns verantwortlich und findet die richtigen Worte. Gelegentlich schreibt sie auch über die neusten Magazine im Blog bei LOREM und Ron Orp. Ich bin für das Design, die technische Umsetzung und die ganze Logistik verantwortlich.

Luncheon Magazine

Was sind deine Lieblingsmagazine?
Huh! Eine sehr schwierige Frage, das nur auf wenige Titel zu beschränken 😉 . Für mich als kreativer Mensch spielt bei Magazinen nebst dem Content natürlich auch die grafische Gestaltung, Haptik und der Gesamteindruck eine wichtige Rolle. Drei meiner absoluten Lieblinge sind z.B.: The Gourmand (tolle Typo), Luncheon (Food und Fashion im XXL-Format) und Apartamento Magazine (Kreative öffnen die Türen zu ihrem Lebens- und Arbeitsraum).

Liest du ausschliesslich in gedruckter Form, oder gibts auch spannende digitale Magazine?
Die Frage ist recht einfach und schnell beantwortet, da ich Magazine ausschliesslich in gedruckter Form lese. Ich hatte vor einiger Zeit mal das «Experiment» gewagt und zwei Magazintitel aufs iPad heruntergeladen. Mein Leseerlebnis war jedoch schnell beendet. Mir fehlte von Anfang an die Haptik und der Geruch/Duft, den man wahrnimmt, wenn man durchs frischgedruckte Magazin blättert. Und zudem fehlte mir das «organische» Feeling und die kleinen Unperfektheiten von Papier, Farbauftrag etc. (ganz zu schweigen von all den Dingen, die im digitalen Medium einfach nicht möglich sind, wie beispielsweise Blindprägung, UV-Lack, der Wechsel von gestrichenem Papier zu Naturpapier und und und). Und wir freuen uns natürlich ebenso riesig über das grosse Interesse am gedruckten Magazin, wenn wir beispielsweise Bestellungen aus Indien, Japan oder Mexiko erhalten.

PETRIe Magazine

Hat sich der Markt in den letzten Jahren (seit ihr den Onlineshop betreibt) verändert?
Hmm, eine gut Frage. Generell finde ich es sehr erfreulich, dass im digitalen Zeitalter noch viel analog konsumiert wird und dass auch der Wert des ge-/bedruckten Papiers noch geschätzt wird. Viele Verlage, die ihr Magazin mit viel Herzblut publizieren und die wir seit Ausgabe 1 bei uns im Shop vertreiben, haben bis heute nicht auf eine digitale Alternative gewechselt. Auf der anderen Seite erfahren wir natürlich auch von schmerzvollen Entscheidungen der Verlage, ihr Magazin einzustellen. Aber generell schätze ich, dass der Markt weiterhin stabil ist und es immer noch genügend Nischen gibt für Special-Interest-Publikationen.

Auf was schaut ihr, wenn ihr ein neues Magazin ins Sortiment nimmst?
Diese Fragen bekommen wir desöfteren zu hören 😉 . Es gibt von unserer Seite lediglich ein paar Punkte, auf die wir achten. Wir verzichten bewusst auf Hochglanz-Magazine, die sich mehrheitlich um Luxusgüter, Fashion, Beauty, Politik oder Religion drehen. Gerade bei neuen Publikationen müssen wir ausserdem schauen, ob wir genügend Leser begeistern und erreichen können. Die Mehrheit unserer Magazintitel stammen beispielsweise aus den Bereichen Design, Fotografie, Architektur, Food, Musik und Nachhaltigkeit. Auch sind die Mehrheit der Magazine von kleinen und unabhängigen Verlagen und ebenso grösstenteils ohne Werbung. Generell bekommen wir ca. 10–15 Verlagsanfragen pro Monat, welche wir im Augenblick leider nur sehr langsam abarbeiten können.

Gibt es so etwas wie “Klassiker” die sehr gefragt sind? Was verkauft ihr am meisten?
Ja, absolut. Die «Klassiker» bei uns sind z.B. bekannte Titel wie Kinfolk, Cereal, Openhouse und The Weekender, welche wir grösstenteils bereits ab Ausgabe 1 im Sortiment führen. Viele unserer Magazine haben wir ebenfalls auf Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo unterstützt.

Off Black Magazine

Gibts einen Geheimtipp?
Es gibt einige neue und ältere Titel bei uns im Sortiment, die mich absolut faszinieren und begeistern. Da wären z.B. Kennedy Magazine aus Athen (die neue Ausgabe #8 feierte vor kurzem in Zürich Premiere), FFF Zine (Food For Fashion), der Klassiker «Holiday Magazine» (aktuell mit der Bhutan-Ausgabe), Gather Journal (jede Foodaufnahme ist inszeniert wie ein Gemälde) oder Anxy (mit dem unverwechselbaren Layout).

Und was kommt demnächst in den Shop?
Wir spüren aktuell einen Trend zu den dickeren Magazinen im XXL-Format, den sogenannten Bookazines, also einer Mischung aus Magazine und Book. Mit Titeln wie Holiday Magazine, Off Black, Purple Magazine, Buffalo Zine, Northletters oder Luncheon haben wir bereits sehr spannende Publikationen im Sortiment. Viele Verlage setzen auch immer mehr zu Ausgaben mit verschiedenen Covervarianten. So gab es beispielsweise beim Purple Magazine einen regelrechten Run auf das Cover mit dem amerikanischen Model Anok Yai.

LOREM war und ist seit Beginn eines unserer Side Projects. Karin ist im «richtigen» Leben mit ihrer Agentur Spezialistin für digitale Strategien in Marketing, Kommunikation und Handel und ich bin in meinem Hauptjob selbständiger Designer. Mittlerweile vertreiben wir bei LOREM knapp 280 Titeln und so ist es manchmal nicht ganz einfach, zwischen unserer beider Hauptjobs und LOREM zu switchen oder das Gewichtung und Prioritäten zwischen beidem zu handeln (was jedoch glücklicherweise seit Beginn im 2010 recht gut funktioniert). Wir sind auf alle Fälle sehr gespannt, wohin uns die Reise noch führt und wie sich die Magazinlandschaft weiterentwickelt.

Webseite: loremnotipsum.com